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Montag, 26.08.2019 10:23 - Alter: 5 Jahre

HMTMH trauert um Prof. Siegfried Strohbach

Siegfried Strohbach starb am 11. Juli 2019 kurz vor seinem 90. Geburtstag. Geboren wurde er 1929 in Schirgiswalde. 1939 wurde er am Musischen Gymnasium in Frankfurt aufgenommen. Unterricht erhielt er dort unter anderem vom Komponisten Kurt Thomas. Unter seinen Mitschülern war auch Richard Jakoby, der erste Präsident der Hochschule für Musik und Theater Hannover.
1949 kam Siegfried Strohbach nach Hannover. Er gründete mehrere Ensembles, komponierte und arrangierte Stücke. In den Fünfzigerjahren wurde er Kapellmeister im Staatsschauspiel. Im April 1966 begann Siegfried Strohbach seine Tätigkeit als hauptberufliche Lehrkraft für Tonsatz und Gehörbildung an der Hochschule für Musik und Theater. Im Dezember 1973 folgte die Ernennung zum Professor für das Fachgebiet Tonsatz. Ende September 1994 ging Prof. Stohbach in den Ruhestand.
 
Gudrun Schröfel, langjährige Leiterin des Mädchenchors Hannover, über ihren früheren Hochschullehrer:
 
„Ich erinnere mich an Siegfried Strohbach als meinen Tonsatzlehrer während meines Musikstudiums und als langjährigen Klavier- und Orgelbegleiter des Mädchenchors Hannover, mit dem er viele europäische Länder, Japan und Brasilien bereiste. Wir Studierenden bewunderten Strohbach ob der Vielseitigkeit seines musikalischen Wirkens. Er war ein vorzüglicher Pianist und Continuo-Spieler, er spielte brillant und kantabel und mit einem besonderen Sinn für rhythmische und agogische Besonderheiten. Von ihm begleitet zu werden, war für die Musikerinnen und Musiker und jedes Ensemble ein Vergnügen. Er war ein hervorragender Prima-Vista-Spieler, er konnte alles, was er z. B. im Radio hörte, sofort auf sein Instrument übertragen und er war in jeder musikalischen Tätigkeit zu Hause.
Er hatte als Dirigent von Chören, Orchestern und bei Opernaufführungen der ‚Musikstadt Hannover‘ einen guten Ruf und ein vielbeachtetes Fundament gegeben. An der Musikhochschule war er ein gesuchter Lehrer, obwohl die Lehrtätigkeit erst in zweiter Linie den Kreis seiner musikalischen Ambitionen erfüllte. Für den Komponisten Alfred Koerppen und den Leiter des Knabenchors Heinz Hennig war die Wiederbegegnung nach den gemeinsam verbrachten Jahren an der berühmten Internatsschule in Frankfurt ein Ereignis. Aber auch für den langjährigen Chef Richard Jakoby war Strohbach ein Gewinn.
Strohbach hat früh zu komponieren begonnen, zuerst Solo-Lieder, dann virtuose Klavierwerke  und eben auch Chorwerke voller Ausdruckskraft. Zwanzigjährig schrieb er eine Oper ‚Die Wette‘.
Sein Werkverzeichnis ist umfangreich und er erhielt einen Generalvertrag mit dem Verlag Breitkopf & Härtel. Alfred Koerppen sagt in einer Laudatio anlässlich der Verleihung des Niedersächsischen Kunstpreises 1995: ‚Ich schätze an seiner Musik ihre Praktikabilität, das jeweils ‚Maßgeschneiderte‘ ihre rhythmische Verve und fein tarierte Gewichtung, ihre farbige, sehr persönliche Harmonik, die echten Einfälle, ihren Charme, mit dem sie leicht und gefällig daherkommt.‘
Zwei Jahre lang war er Kapellmeister am Niedersächsischen Staatstheater, und zusätzlich übernahm er die Leitung der Festwochen ‚Musik und Theater in Herrenhausen‘ wofür er zahlreiche Schauspielmusiken schrieb. 1994 wurde Siegfried Strohbach mit dem Niedersächsischen Kunstpreis ausgezeichnet.
Unter den Volksliedern, die er so klug und erfrischend gesetzt hat, steht auch: ‚Ei wie geht‘s im Himmel zu und im ew'gen Leben?‘ Mit seinem Tode am 11. Juli 2019 hat er dies gewiss erfahren.“