Akkordeon - Ein pulsierendes FestDas Akkordeonfest Hannovers 2016

»Es gibt Komponisten, die ihre Werke sehr bewusst ›bauen‹, ich zähle mich dagegen zu denen, die ihre Werke eher ›züchten‹. Und darum bildet die gesamte von mir aufgenommene Welt gleichsam die Wurzeln eines Baumes und das daraus gewachsene Werk seine Zweige und Blätter. Man kann sie zwar als neu bezeichnen, aber es sind eben dennoch Blätter, und unter diesem Gesichtspunkt sind sie immer traditionell, alt.«
Sofia Gubaidulina

Wo finden sich die Wurzeln der Akkordeon-Musik, was macht diese aus und welchen Einfluss haben Kulturräume auf ihre musikalische Entwicklung? Das pulsierende Fest unter der künstlerischen Leitung von Professorin Elsbeth Moser schafft den Brückenschlag zwischen den musikalischen Traditionen, die das Akkordeon prägten: Dabei reicht die Spannbreite von Astor Piazzollas "Aconcagua" über ein szenisches Konzert von Harald Weiss bis hin zu Sofia Gubaidulinas "Sieben Worte". In fünf Tagen werden 13 Uraufführungen mit Akkordeon in verschiedenster Besetzung von namhaften nationalen und internationalen Komponistinnen und Komponisten zu hören sein. Es spielen renommierte Musiker/innen und Ensembles wie Juan José Mosalini, Richard Galliano, Nicolas Altstaedt, Elsbeth Moser, Kathrin Rabus, die NDR Radiophilharmonie unter Andrew Manze, das Szymanowski Quartett und das Flex Ensemble sowie Lehrende, Studierende und Alumni der HMTMH.

Tango | Mittwoch, 23. November 2016, 20:00 Uhr

Großer Sendesaal, Landesfunkhaus Niedersachsen
Eintritt: 32 Euro bis 22 Euro zzgl. VVK-Gebühr

Chick Corea, Arr.: Enrique Ugarte: ›Spain‹ | Orchester, Jazztrio, Akkordeon                                        
Astor Piazzolla: ›Aconcagua‹ | Konzert für Bandoneon, Perkussion und Streichorchester
Chick Corea, Arr.: E. Ugarte: ›La Fiesta‹ | Orchester, Jazztrio, Akkordeon

Camorra Tango Ensemble:                                                                                                                    
Juan Jose Mosalini: ›Apretonados‹
Astor Piazzolla: ›Otono Porteno‹ | ›Escuao‹

Astor Piazzolla, Arr.: E. Ugarte: ›Oblivion‹ | für Orchester

Tango sin palabras:
Osvaldo Pugliese: ›La Beba‹
Juan de Dios Filiberto: ›Quejas de Bandoneon‹
Osvaldo Ruggiero: ›Bordoneo y 900‹
Feliciano Brunelli: ›Illusión de mi Vida‹

Juan José Mosalini, Goran Stevanovic, Konstantinos Raptis, Bandoneon: N.N. | Improvisation für drei Bandoneon                                                

Astor Piazzolla, Arr. E. Ugarte: ›Libertango‹ | für Streicher, Jazztrio, E. Ugarte, J.J. Mosalini

Camorra Tango Ensemble: Goran Stevanovic, Bandoneon | Andrej Bielow, Violine | Felix Schilling, Kontrabass | Raul da Costa, Klavier | David Mohr, E-Gitarre

Tango sin palabras: Konstantinos Raptis, Bandoneon | Uwe Fietkau, Violine | Silke Heuermann, Violine | Volker Link, Klavier | Uwe Boiko, Kontrabass

Juan José Mosalini, Bandoneon
NDR Radiophilharmonie
Enrique Ugarte, Leitung

Ohne Grenzen. 2009 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, ist der Tango heute eine hochangesehende Stilrichtung. Die argentinische Volksseele spiegelt sich musikalisch in Rhythmus, Emotionalität und Strahlkraft des leidenschaftlichen Tanzes wider. Die Ausdruckswelt des Tangos hat im Bandoneon, welches durch die Spieltechnik der Musik fast singend Ausdruck verleihen mag, sein Instrument par excellence gefunden. Astor Piazzolla hat ihm mit seinem dreisätzigen Konzert ›Aconcagua‹ für Bandoneon, Streicher, Klavier und Schlagzeug eine Liebeserklärung geschrieben. Mit dem modern-klassischen Stil einerseits und der emotionalen Mitgift des Tangos andererseits repräsentiert das Werk gleichzeitig zwei unterschiedliche musikalische Welten und eröffnet dem Zuhörer einen weiten emotionalen Raum.

Neuland I | Donnerstag, 24. November 2016, 20:00 Uhr

Richard Jakoby Saal, HMTMH
Eintritt: 20 Euro bis 15 Euro zzgl. VVK-Gebühr


Sechs Uraufführungen von Lera Auerbach, USA | Anatolijus Senderovas, Litauen | Martón Illés, Deutschland | Randall Meyers, Deutschland, USA | Il-Ryun Chung, Korea | Lin Wang, USA

Solisten: Elsbeth Moser, Akkordeon | Kathrin Rabus, Violine | Ewa Kupiec, Klavier | Götz Phillip Körner, Tenor | Il-Ryun Chung, koreanische Trommeln | Hong Yoo, Bambusflöte | Wu Wei, Sheng | Lin Wang, Stimme

Szymanowski-Quartett: Agata Szymczewska, Violine | Krzysztof Specjal, Violine | Volodia Mykytka, Viola | Marcin Sieniawski, Violoncello

Flex-Ensemble: Kana Sugimura, Violine | Anna Szulc-Kapala, Viola | Martha Bijlsma, Violoncello | Endri Nini, Klavier

Musikalische Vielfalt. In sechs kammermusikalischen Uraufführungen werden die akustischen Möglichkeiten des Akkordeons aufgefächert. Renommierte internationale Komponistinnen und Komponisten waren aufgerufen, in ihrer persönlichen musikkulturellen Heimat nach Motiven und Klangbildern zu suchen und diesen in Stücken für und mit Akkordeon neuen Ausdruck zu verleihen. Motive aus der Natur, aus der physischen Lebenswelt und  den Kulturräumen geben die Leitbilder; westliche und östliche Instrumente verbinden sich mit dem Akkordeon;
Neues und Altes vereinen sich zu Unerwartetem.

Einführung von Dr. Miriam Weiss um 18:45 Uhr im Richard Jakoby Saal

Round Table | Freitag, 25. November 2016, 10:30 Uhr

Richard Jakoby Saal, HMTMH
Eintritt frei

Mit Komponistinnen und Komponisten des Festes, Elsbeth Moser und Partner

Dr. Miriam Weiss, Moderation

Komponierende und musizierende Beteiligte, die künstlerische Leiterin sowie Partner versammeln sich zum Gespräch über musikalische Wurzeln im Leben und in der Kunst. Mit der Musikwissenschaftlerin Dr. Miriam Weiss werden musikalische Räume des Akkordeons beleuchtet sowie die Arbeit an den Auftragswerken und ihre Interpretation zur Sprache kommen.

Neuland II | Freitag, 25. November 2016, 20 Uhr

Richard Jakoby Saal, HMTMH
Eintritt: 15 Euro bis 10 Euro zzgl. VVK-Gebühr

Sechs Uraufführungen von Sarah Nemtsov, Deutschland | Marcus Aydintan, Deutschland | Giorgos Koumendakis, Griechenland | Giorgos Kyriakakis, Griechenland | Nan Liang, China | Alexandar Sedlar, Serbien

Solisten: Mateja Zenzerovic, Goran Stevanovic, Kostas Raptis – Akkordeon

SonArtrio: Till M. Mannes, Akkordeon | Simon Kluth, Violine | Benedikt Brodbeck, Violoncello

Tessares-Quartett: Manolis Stagakis, Akkordeon | Nemanja Lukic, Akkordeon | Guo Bin, Akkordeon | Till M. Mannes, Akkordeon

Löhrke & Skorupski Duo: Jan Skorupski, Akkordeon | Dominik Löhrke, Saxophon | Wojciech Prokopowicz, Posaune

Die nächste Generation. Dieser Abend gehört der Jugend. Studierende und Alumni der Akkordeonklasse von Prof. Elsbeth Moser haben zusammen mit jungen internationalen Komponistinnen und Komponisten drei Solostücke und drei kammermusikalische Werke entstehen lassen, die das Ohr für neue Klangwelten öffnen. Auf welche Wurzeln diese Stücke verweisen und ob sie auf die musikalische Prägung des Akkordeons Einfluss nehmen werden, ist eine spannende Frage.

Einführung um 18:45 Uhr im Richard Jakoby Saal

Der ewige Atem | Samstag, 26. November 2016, 18 Uhr

Calder-Saal, Sprengel Museum
Eintritt: 10 Euro zzgl. VVK-Gebühr, 5 Euro für Schulklassen, Schüler/innen, Studierende

Komposition und Regie: Harald Weiss

Solisten: Manolis Stagakis, Mateja Zenzerovic, Till M. Mannes, Goran Stevanovic – Akkordeon

Ein musiktheatralisches Projekt für vier Akkordeongruppen, Senioren und Zuspielbänder

Eine Begegnung von Jung und Alt. Die Auftragskomposition ›Der ewige Atem‹, ein szenisches Konzert für 40 Musikerinnen und Musiker, zeigt jugendliche Laienmusikerinnen und -musiker, die die verschiedenen sich ergänzenden klanglichen Facetten des Instruments beleuchten und diese in den Mittelpunkt rücken; Senioren werden dem Werk
szenisch Farben verleihen.

Beim Tango habe ich das Ausdruckspotenzial des Akkordeons kennengelernt, welches sich dann in anderen Ländern immer wieder aufs Neue bereichert hat, so zum Beispiel im finnischen Tango, in der Musik des Balkans und der Steppe der Tundra, und  selbst in Indien wird das System der Tonerzeugung mit Zungen und Blasebalg seit ewigen Zeiten gepflegt.
Es ist schon ein Phänomen, wie eine einzelne Zunge Luft in einen Klang verwandeln kann, in ein Piepsen, ein Säuseln, ein Zirpen, ein Keuchen – alles ganz menschliche Artikulationen.
Der Brustkorb füllt sich mit Klängen und leert sich wieder mit Klängen. Da war plötzlich der Titel für mich geboren: DER EWIGE ATEM. Das Ein- und Ausatmen des Blasebalgs als ein Synonym für unser menschliches Dasein, vom Moment der Geburt bis zum letzten Atemzug.
Harald Weiss, Juli 2015,
Mallorca, im Kompositionsprozess

Galliano | Samstag, 26. November 2016, 20 Uhr

Kulturzentrum Pavillon (VVK ausschließlich über den Pavillon)
Eintritt: VVK 36,20 bis 29,60 Euro, AK 38 bis 26 Euro

New Musette Quartet: Richard Galliano, Akkordeon | Jean Marie Ecay, Gitarre | Yaron Stavi, Kontrabass | JC Galliano, Schlagzeug

Akkordeon, Künstler, Komponist, Virtuose. 1950 in Cannes geboren gilt Galliano international als ›Entdecker des Akkordeons im Jazz‹. Er gewann 12-jährig erste nationale Preise und etablierte sich in den Achtzigern als gefragter Akkordeonist, der sich wenig später die Bühnen bereits mit großen Namen wie Joe Zawinul und Ron Carter teilte. Darauf folgten neben gemeinsamen Tourneen Aufnahmen u. a. mit Chet Baker und Michel Petrucciani. Astor Piazzolla, selbst Kreateur des ›Tango nuevo‹, ermutigte seinen Freund Galliano, selbiges mit der Musette-Musik zu machen. Mit der Erschaffung des Stils ›New Musette‹, in welchem er die traditionelle Musette mit dem modernen Jazz verbindet, wurde Galliano weltweit bekannt und hauchte seinem Instrument neues Leben ein.

»Galliano vollbringt das Kunststück, die Töne so leicht und luftig schweben zu lassen, dass man sich an einem Frühlingstag in einem französischen Straßencafé wähnt, während draußen die letzten Schneeflocken des Winters umherwirbeln.« Berliner Morgenpost

Wurzeln | Sonntag, 27. November 2016, 18 Uhr

Großer Sendesaal, Landesfunkhaus Nds.
Preise: 43 bis 26 Euro zzgl. VVK-Gebühr

Sofia Gubaidulina: "Sieben Worte" für Violoncello, Bajan und Streicher (1982)
Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92

Elsbeth Moser, Akkordeon
Nicolas Altstaedt, Violoncello
NDR Radiophilharmonie unter der Leitung von Andrew Manze

Zum Finale des Akkordeonfestes wird die NDR Radiophilharmonie unter ihrem Chefdirigenten Andrew Manze das Stück „Sieben Worte“ der großen russischen Komponistin Sofia Gubaidulina mit den Solisten Elsbeth Moser (Bajan) und Nicolas Altstaedt (Violoncello) aufführen.

Gubaidulinas kompositorischer Gedanke ist ein Schlüssel des Festprogramms: Sie bekennt sich immer wieder und explizit zu den „Wurzeln“ ihres Schaffens; im Rhythmus sieht sie „die Wurzel aller Musik“, in Religion und Spiritualität „die wichtigsten Wurzeln des Lebens. Die 1982 entstandene Komposition “Sieben Worte“ stellt in sich bereits eine Besonderheit dar, denn zur damaligen Zeit war die Vertonung von biblischen Texten in der Sowjetunion verboten. Im Bewusstsein einer kulturell-geistigen Tradition, wie sie u. a. von Haydn, der sich dem Thema mehrfach widmete, begründet wurde, eröffnet Gubaidulina mit ihrer instrumentalen Meditation neue Klangräume, die den Hörer die Erfahrung des Evangelientextes intensiv nachempfinden lassen.

Beethovens 7. Symphonie, die bei ihrer Uraufführung im Jahre 1813 im Saal regelrechte Begeisterungsstürme auslöste, spiegelt wiederum die damalige aufgeheizte Stimmung während der Befreiungskriege gegen Napoleon wider und ist, wie Beethoven hervorhob, „Ausdruck der Dankbarkeit und des freudigen Opfers unserer Kräfte für diejenigen, die uns so viel geopfert haben“.

Hinweis: Die ursprünglich für das Finalkonzert angekündige Uraufführung von Sofia Gubaidulinas Tripelkonzert wird auf einen späteren Zeitpunkt im Rahmen des Programms der NDR Radiophilharmonie verschoben.

 

Das Programm in der Übersicht

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Zuletzt bearbeitet: 01.12.2017

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