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Mittwoch, 25.09.2019 12:14 - Alter: 5 Jahre

Trauer um Lutz-Michael Harder

Lutz-Michael Harder, 25 Jahre Lehrender an der HMTMH, verstarb am 24. August 2019 kurz vor seinem 77. Geburtstag.

Am 4. September 1942 in Langenfeld geboren, studierte Lutz-Michael Harder von 1962 bis 1968 in Halle/Saale Kirchenmusik und schloss dieses Studium mit dem A-Examen ab. Im Dezember 1968 kam Lutz-Michael Harder nach Westdeutschland, wurde als Singleiter des „Niedersächsischen Kirchenchorverbandes“ eingestellt und war in dieser Funktion u. a. in der Aus- und Fortbildung nebenberuflicher Kirchenmusikerinnen und -musiker tätig.1973 bis 1977 studierte Lutz-Michael Harder bei Naan Pöld an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Hamburg Gesang, schloss dieses Studium mit Diplom ab und bestand sein Konzertexamen mit Auszeichnung. Während seines Studiums war er als Kirchenmusiker in Neuengamme und als Konzertsänger tätig und wurde zunehmend auch als Opernsänger verpflichtet, so 1975 bei den Eutiner Festspielen, bei denen er Ferrando in „Così fan tutte“ sang.

Nach dem Studium folgten Opernengagements u. a. in Lübeck und Oldenburg. Neben Mozart-Partien machte sich Lutz-Michael Harder v. a. auch mit Opernpartien in zeitgenössischen Opern einen Namen, sang u. a. (in Stuttgart und Hamburg) die Partie des Hot in Friedrich Goldmanns gleichnamiger Oper oder (in Hamburg und Bonn) die Partie des Hans Scholl in Udo Zimmermanns „Die Weiße Rose“. Im August 1980 wurde Lutz-Michael Harder als lyrischer Tenor an das Niedersächsische Staatstheater in Hannover engagiert. Gastverträge führten ihn auch in diesen Jahren an viele andere Opernhäuser.

Ab Oktober 1982 übernahm Lutz-Michael Harder einen Lehrauftrag an der HMTMH, wurde im Wintersemester 1988/89 mit der Verwaltung einer Professur betraut und zum 15. März 1989 als Professor für Gesang ernannt.

„Kirchenmusikdirektor Prof. Lutz-Michael Harder“, so erinnert sich Peter Ling, „war ein unter den Kolleginnen und Kollegen der Gesangsabteilung beliebter und geschätzter Mensch. Er war von 1989 bis 2007 Professor für Sologesang und hatte sich besonders auf die sängerische Ausbildung von angehenden Kirchenmusiker*innen, aber auch Schulmusiker*innen spezialisiert, da ihm diese beiden Bereiche sehr, sehr am Herzen lagen. Er kam aus einem evangelischen Pfarrhaus und hatte von Kindheit an mit Konzert und Oratorium Kontakt. Bis weit über seine Pensionierung hinaus war er ein leidenschaftlicher Bachinterpret und Dirigent geistlicher Musik und pflegte ein dichtes Netzwerk an entsprechenden Kontakten des nationalen und internationalen Musiklebens. Immer wieder sangen und musizierten auch Mitglieder der HMTMH in seiner Kantorei in Hamburg Neuengamme, deren Leiter er 42 Jahre lang war. Besonders erfolgreich und bekannt wurde Lutz-Michael Harder als Dirigent großer Oratorienkonzerte in der KZ-Gedenkstätte Klinkerwerk des ehemaligen Konzentrationslagers Neuengamme. Seine Studierenden schätzen ihren Professor als ruhigen und geduldigen Pädagogen, der einen Unterricht auf Augenhöhe gab, welcher besonders unter einem großen musikalischen Anspruch stand, und doch von einer gehörigen Portion Humor begleitet wurde. Die Wahrhaftigkeit der Musik und die klare innere Haltung ihrer Ausführenden waren Lutz-Michael Harder wesentlich wichtiger als manch technische Finesse oder der allzu mechanische Ton. „Wir wollen die Herzen der Menschen berühren, Peter“ antwortete er mir einmal in einer Probe auf eine allzu detaillierte musikalische Frage. Da sich Lutz-Michael Harder auch immer mit kirchlich-religiösen Fragen auseinandersetzte und biblisch sehr beschlagen war, führte man mit ihm abseits des Berufsalltages auch gerne tiefe theologische Gespräche, die er meistens mit einem weisen Lächeln beendete, als wenn er sagen wollte „... alles andere weiß nur der liebe Gott.“

Wir trauern um Lutz-Michael Harder und werden seiner dankbar gedenken.