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Donnerstag, 30.11.2023 10:32 - Alter: 338 Tage
Trauer um Hatto Beyerle
Hatto Beyerle, geboren am 20. Juni 1933 in Frankfurt am Main, studierte nach dem Abitur von 1952 bis 1957 Violine in Freiburg bei Ulrich Koch, dann bis 1960 an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien bei Ricardo Odnopossoff. 1959 entschied er sich für einen Wechsel zur Viola und legte 1963 die künstlerische Reifeprüfung mit dem Hauptfach Viola ab. Von 1960 bis 1963 setzte er seine Studien in der Kapellmeisterklasse von Hans Swarowsky und ab 1961 in der Kompositionsklasse von Alfred Uhl fort. Diese Studien blieben aufgrund der zunehmenden Konzerttätigkeit von Hatto Beyerle, der 1960 das Streicher-Ensembles „Die Wiener Solisten“ gegründet hatte, ohne Abschlüsse.
Bereits 1964 nahm Hatto Beyerle seine langjährige und sehr erfolgreiche Lehrtätigkeit auf. Er unterrichtete zunächst im Lehrauftrag für das Hauptfach Viola an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien und wurde dort im Jahr 1974 zunächst zum außerordentlichen Hochschulprofessor für Viola, im Jahr 1979 dann zum ordentlichen Hochschulprofessor für Viola ernannt. Aus seiner Klasse gingen zahlreiche Solobratscher in führenden Orchestern und Mitglieder in international renommierten Streichquartetten hervor.
1970 gründete Hatto Beyerle zusammen mit Günter Pichler das Alban Berg Quartett (ABQ), das auf Einladung von Walter Levin (LaSalle String Quartet) zunächst für einen einjährigen Studienaufenthalt in die USA ging und danach mit einer ausgedehnten Konzerttätigkeit begann. Ein Streichquartett, das nicht aus hauptberuflichen Orchestermusikern bestand, war seinerzeit ebenso ungewöhnlich wie ein Streichquartett, das Musik der Zweiten Wiener Schule spielte. Hatto Beyerle machte mit dem ABQ eine beispiellose Karriere und erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen. 1981 trennte sich Hatto Beyerle von dem Ensemble und begann eine Zusammenarbeit mit Gidon Kremer beim Lockenhaus Festival. Darüber hinaus wirkte er bei zahlreichen anderen Festivals mit.
An die heutige Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH) kam Hatto Beyerle im Wintersemester 1985/86, zunächst als Vertretung des erkrankten Hans-Otto Graf. Das Berufungsverfahren für die C4 Professur für Viola stellte seine überragende Qualifikation fest und so wechselte Beyerle im Sommersemester von Wien nach Hannover, wo er am 8. Mai 1987 ernannt wurde und bis zum Erreichen der Altersgrenze mit Ablauf des Monats September 1998 eine hocherfolgreiche und hochengagierte Lehrtätigkeit sowohl für das Hauptfach Viola als auch im Bereich von Kammermusik ausübte. Eines der vielen von Beyerle ausgebildeten Streichquartette, das sich 1995 in Hannover gründete, war das Szymanowski Quartett, das sich in kurzer Zeit zu einem führenden Quartett seiner Generation entwickelte und weltweit konzertierte.
Auch nach seiner Pensionierung hat Hatto Beyerle sein enormes Können und Wissen wie auch seine Begeisterung für Kammermusik und vor allem Streichquartett als Lehrender in zahlreichen Meisterkursen weitergeben. Er gründete die „European Chamber Music Academy“ (ECMA), ein europäisches Weiterbildungsnetzwerk für den professionellen Spitzennachwuchs in der Kammermusik, und lehrte 2005 bis 2023 im Rahmen der „isa – Internationale Sommerakademie“ der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
Am 16. Oktober ist Hatto Beyerle nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 90 Jahren in Hannover gestorben. Wir trauern um ihn und gedenken seiner.