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Dienstag, 01.10.2024 16:32 - Alter: 3 Tage

Trauer um Julia Madatova

Die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH) trauert um die Pianistin Julia Madatova.

Julia Madatova wurde 1940 in Moskau geboren. Sie studierte Klavier an der Zentralen Musikschule Minsk und dann am Tschaikowski-Konservatorium in Moskau beim legendären Pianisten und Pädagogen Prof. Jakov Flier, der u. a. Bella Davidovich, Wiktoria Postnikova, Rodion Schtschedrin, Lew Wlassenko und Michail Pletnjow zu seinen Studierenden zählte. Im Jahr 1963 legte sie ihr Diplom als Klavierpädagogin und das Konzertexamen ab. Danach unterrichtete sie bis 1965 an der Staatlichen Musikhochschule Minsk. Von 1965 bis 1981 war sie an der Staatlichen Philharmonie Moskau und spielte als Solistin und Kammermusikpartnerin zahlreiche Konzerte in allen Republiken der ehemaligen UdSSR, unter anderem mit Gidon Kremer, Wladimir Spiwakow und Natalia Gutman. 1978 wurde sie mit einem Diplom für die beste Klavierbegleitung beim Internationalen Tschaikowski-Wettbewerb in Moskau ausgezeichnet. Auch einige Schallplattenaufnahmen entstanden in dieser Zeit.

1981 siedelte Julia Madatova mit ihrer Mutter und ihrem Sohn Andrei in die Bundesrepublik Deutschland über und nahm im folgenden Jahr eine Lehrtätigkeit an der heutigen HMTMH auf. Es folgten eine langjährige, intensive Konzerttätigkeit in Westeuropa sowie Funk- und Fernsehauftritte u. a. beim NDR, WDR und ZDF. Im Jahr 1986 wurde sie, nachdem sie bereits ein Jahr lang eine Professur verwaltet hatte, an der HMTMH zur Professorin für Klavier berufen.

"Damals, in der Zeit vor der Perestroika, waren direkte Begegnungen mit Vertreterinnen und Vertretern der großen, legendären osteuropäischen Klaviertradition sehr rar, und so war es aufregend, mit dieser kleinen, zierlichen, aber ungeheuer energischen Frau Bekanntschaft zu machen", erinnert sich Christopher Oakden, Professor für Klavier an der HMTMH. "Julia Madatova war eine wahrhaft exzellente Pianistin. Wie es sich für eine Absolventin einer der besten Klavierklassen der Welt gehört, besaß ihr Spiel große Farbigkeit, Klangschönheit, Flexibilität in der Phrasierung und natürlich technische Brillanz. Ihr Schubert war von außergewöhnlicher Kultiviertheit, ihr Chopin von großer Eleganz und Wärme geprägt. Unvergessen ist mir insbesondere eine Aufführung der 'Soirées de Vienne Nr. 6', einer Schubert-Bearbeitung von Franz Liszt, die sie nach einem erstklassigen Klavierabend im heutigen Richard Jakoby Saal als Zugabe spielte – schwungvoll, aber zugleich unendlich charmant."

Während sie "im Alltag bodenständig, unprätentiös und wunderbar humorvoll" war, sei ihr "die Musik und die Klavierkunst heilig" gewesen, beschreibt sie Christopher Oakden. "Und so war sie auch eine exzellente Pädagogin: zweifelsohne streng, anspruchsvoll, auch manchmal sehr temperamentvoll, aber dennoch stets liebevoll und unterstützend."

Im März 2005 trat Julia Madatova in den Ruhestand. Danach habe sie sich weitestgehend zurückgezogen, so Christopher Oakden, so dass nur noch wenige Menschen an der heutigen HMTMH diese außergewöhnliche Musikerin persönlich erlebt hätten. "Uns, die wir sie kennenlernen durften, war es ein Privileg und eine Bereicherung, mit ihr befreundet zu sein. Wir werden sie in ehrenvoller Erinnerung behalten."

Julia Madatova verstarb am 24. September 2024 im Alter von 84 Jahren in Hannover. Unser Mitgefühl gilt ihrer Familie.