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Dienstag, 06.09.2022 10:29 - Alter: 2 Jahre

Trauer um Lars Vogt

Lars Vogt, geboren am 8. September 1970 in Birkesdorf (heute Düren), erhielt im Alter von sechs Jahren seinen ersten Klavierunterricht bei Ruth Weiss an der Musikschule in Düren und kam 1984 als Schüler zu Karl-Heinz Kämmerling. In den Jahren bis zum Studium war er wiederholt Bundespreisträger im Wettbewerb „Jugend musiziert“ und nahm schon in dieser Zeit an Meisterkursen teil (z. B. bei Bruno Leonardo Gelber). Von 1989 bis 1995 studierte Lars Vogt Klavier bei Karl-Heinz Kämmerling an der Hochschule für Musik und Theater Hannover und Kammermusik bei Konrad Grahe an der Folkwang-Hochschule Essen.

Lars Vogts internationale Karriere begann noch während seines Studiums. Der 2. Preis beim internationalen Klavierwettbewerb in Leeds 1990 zog große Aufmerksamkeit auf diesen Ausnahme-Pianisten. Vogt konzertierte in Europa, Asien und Amerika und gab 2003 sein Debüt in New York, wo er später den neuen Saal der Carnegie Hall mit einem Soloabend eröffnete. Ebenfalls in der Saison 2003/04 war Lars Vogt „Pianist in Residence“ der Berliner Philharmoniker. Der Rang seines Künstlertums spiegelt sich in seiner Zusammenarbeit mit zahlreichen Weltrang-Musiker*innen, Orchestern und Dirigenten (wie Simon Rattle, Christian Thielemann, Lorin Maazel, Kurt Masur, Daniel Harding, Paavo Järvi, Herbert Blomstedt) sowie in seinen zahlreichen (prämierten) CD-Einspielungen.

Ein deutlicher Schwerpunkt von Lars Vogt war die Kammermusik: Mit seinem Antrittskonzert an der HMTMH im Dezember 2013 legte er ein kammermusikalisches Bekenntnis ersten Ranges ab. Kammermusik-Partner von Lars Vogt waren u. a. die Geiger*innen Christian Tetzlaff, Antje Weithaas, Isabelle Faust, Gidon Kremer und Sarah Chang, die Bratschistinnen Tabea Zimmermann und Rachel Roberts, die Cellisten Heinrich Schiff, Boris Pergamenschikow sowie Marie-Luise Neunecker (Horn) und Sharon Kam (Klarinette). Lars Vogt begleitete die Sänger Thomas Quasthoff und Dietrich Henschel und arbeitete für „Literatur- und Musik-Projekte“ mit Konrad Beikircher und Klaus Maria Brandauer zusammen. Als herausragender, international renommierter Kammermusiker gründete er 1998 das Kammermusikfestival „Spannungen“ in Heimbach/Eifel und entwickelte dieses Festival innerhalb kürzester Zeit zu einem der profiliertesten in Deutschland.

2005 gründete Lars Vogt das Schulprojekt „Rhapsody in School“, das 2014 mit dem ECHO Klassik in der Kategorie „Nachwuchsförderung“ für nachhaltiges Bildungsengagement ausgezeichnet wurde. In den letzten Jahren kam zu seinen vielfältigen Arbeitsbereichen zunehmend das Dirigieren hinzu: Im Oktober 2019 wurde er zum Chefdirigenten des Orchestre de Chambre de Paris gewählt und trat sein Amt am 1. Juli 2020 an.

Der HMTMH gelang es 2012, Lars Vogt als Professor für Klavier zu gewinnen und ihn mit Wirkung vom 21. Dezember zum Universitätsprofessur zu berufen. Lars Vogt war eine künstlerische, pädagogische und menschliche Idealbesetzung, ein Lehrender, der junge Musikerinnen und Musiker auf ihrem individuellen Weg ins Kulturleben förderte.

Stellvertretend für die Studierenden von Lars Vogt erinnert Aaron Pilsan an den Lehrer:

„Wir trauern um unseren Professor, Freund, Mentor und Kollegen Lars Vogt. Mit 14 Jahren wurde ich ihm bereits von unserem gemeinsamen Professor Karl-Heinz Kämmerling vorgestellt und anschließend Stipendiat bei seinem Festival 'Spannungen' in Heimbach in der Eifel. Lars’ Hingabe, musikalische Gestaltung und Großzügigkeit haben mich vom ersten Moment an in den Bann gezogen. Seitdem waren wir über viele Jahre in engem Austausch, bis ich 2013 bei ihm die Aufnahmeprüfung zum Bachelorstudium absolvierte.

Lars hatte für uns immer ein offenes Ohr, beriet uns in musikalischen Fragen, forderte uns künstlerisch heraus, hinterfragte unsere Herangehensweise, ermutigte uns und war auch freundschaftlich da, wenn es private Anliegen gab. Er war einer der wenigen Künstler, die erkannten, wie eng die Persönlichkeit und deren Entwicklung mit der künstlerischen verwoben ist.

Mit seiner unglaublichen Bühnenerfahrung war er immer ein Vorbild für mich und unterstützte mich auf meinem eigenen Weg auf die Bühne sowohl mit Rat als auch indem er mich an talentierte Kolleg*innen und Veranstalter weiterempfahl.

Ich bin sehr dankbar, Lars gekannt zu haben und mein jetziger Weg wäre undenkbar ohne sein Engagement. Damit spreche ich für gewiss auch für meine Kommiliton*innen.“


Kurz vor seinem 52. Geburtstag starb Lars Vogt am 5. September 2022 nach langer Krebserkrankung. Die Hochschule trauert um Lars Vogt, dem wir auf besondere Weise verbunden sind. Mit Stolz verfolgten wir die einzigartige Karriere unseres ehemaligen Studenten. Sein Gründungsgeist, seine musikalische Vielfalt, intelligente sowie intuitive Kraft und Großherzigkeit sind Vorbild für alle, die ihm verbunden waren. Wir verlieren einen Freund und Kollegen. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, seinen Weggefährten und den Studierenden von Lars Vogt.

Susanne Rode-Breymann und Oliver Wille im Namen des Präsidiums