Clavierfest 2018 – Beethoven und England

Unter dem Titel „Beethoven und England“ widmet sich das diesjährige Clavierfest der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover den Unterschieden zwischen der Wiener und Englischen Clavierbauschule sowie ihren Auswirkungen auf das musikalische Schaffen von Ludwig van Beethoven, Joseph Haydn, Muzio Clementi und Jan Ladislav Dussek. Veranstaltet vom Institut für Alte Musik und dem Clavier e. V. spielen Lehrende und Studierende auf historischen Instrumenten. Flankiert werden die insgesamt drei Konzerte von einem Workshop zum Thema „Beethovens letzten Claviersonaten“ mit Tom Beghin (McGill Universität und Orpheus Institut, Gent) am 05. April sowie dem Dokumentarfilm „Inside the Hearing Machine“ mit anschließender Diskussionsrunde und einer Demonstration von historischen Clavieren aus privaten Sammlungen am 06. April. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.

Im 18. und 19. Jahrhundert gab es zwei Clavierbauschulen: die Wiener und die Englische. Ihre Instrumente waren in jeder Hinsicht grundverschieden – in der Mechanik, im Klangideal und auch in der Musik, die für sie geschrieben wurde. Die englischen Instrumente standen für einen volleren Klang mit mehr Nachhall und Gewicht, während die Wiener Flügel Deutlichkeit, Klarheit und Durchsichtigkeit in den Vordergrund stellten.

Der erste Wiener Komponist, der die Vorteile der englischen Claviere erkannte und nutzte, war Joseph Haydn, der 1791 nach London kam. In seinen Londoner Klaviersonaten lässt sich der „typisch englische“ Klang erkennen. Auch Ludwig van Beethoven erwarb  zwei Flügel der englischen Clavierbauschule – 1803 ein Erard-Clavier, auf welchen er seine berühmte Waldstein-Sonate, op. 53 schrieb, und 1818 einen Broadwood-Flügel aus London, der in großem Maße die Arbeit an seiner großen „Hammerflügel“-Sonate, op. 106 beeinflusste (06. April, 17 Uhr, Kammermusiksaal Plathnerstraße). Es ist beeindruckend, wie sich seine Klangvorstellung mitten in der Sonate ändert und wie feinfühlig er die Besonderheiten des Flügels auch in seinen letzten drei Claviersonaten – op. 109, op. 110, op.111 – benutzt (05. April, 19:30 Uhr, Kammermusiksaal Plathnerstraße). Im Auftaktkonzert am 04. April 2018 um 19:30 Uhr im Richard Jakoby Saal am Emmichplatz erklingen Werke von Beethoven, Clementi und Dussek auf einem Originalflügel von Johannes Broadwood, 1792 (Sammlung Dr. Ernst Sell, Hilden).

Die Veränderungen der Clavier-Klänge – vom Cembalo bis zum heutigen Konzertflügel – durchliefen seit Cristofori, dem Erfinder der ersten Hammerflügel-Mechanik, viele, höchst unterschiedliche Stufen. Der Clavier e. V. an der HMTMH, die das Clavierfest unterstützt, macht diese Entwicklung für das Publikum greif- und hörbar. Neben verschiedenen Cembali und Clavichorden steht an der Hochschule eine wertvolle Sammlung historischer Claviere und Flügel aus der Zeit von 1790 bis 1910 für Unterricht und Konzerte zur Verfügung. „Wir möchten die Vielfalt erlebbar machen und das Arbeiten mit allen Instrumenten zum Normalfall werden zu lassen“, erklärt Vorstandsmitglied Prof. Gerrit Zitterbart. „Die Erweiterung wird dem Spiel auf modernen Instrumenten neue Impulse geben, den Erlebnishorizont erweitern und die Phantasie der Interpretation vergrößern.“

Mitwirkende:

Tom Beghin | Zvi Meniker | Gerrit Zitterbart | Assen Boyadjiev | Inga Bogdan | Lanxi Huang | Jung Eun Séverine Kim | Ju Hyeon Lee | Viacheslav Shelepov | Anastasia Sokolova | Cunmo Yin

4. Mai 2018 | Richard Jakoby Saal, Neues Haus 1 | Eintritt frei

19:30 Uhr: Eröffnungskonzert

Werke von Beethoven, Clementi, Dussek und Haydn auf einem Originalflügel von Johannes Broadwood, 1792 (Sammlung Dr. Ernst Sell, Hilden)

Konzertreihe des Instituts für Alte Musik

5. Mai 2018 | Kammermusiksaal, Plathnerstraße 35 | Eintritt frei

10:30 Uhr: Workshop "Beethovens letzte Claviersonaten" mit Tom Beghin (McGill Universität und Orpheus Institut, Gent)

14:30 Uhr: Dokumentarfilm "Inside the Hearing Machine" mit anschließender Diskussionsrunde

19:30 Uhr: Konzert mit Beethovens Claviersonaten op. 109, 110, 111

Konzertreihe der Instituts für Alte Musik 

6. Mai 2018 | Kammermusiksaal, Plathnerstraße 35 | Eintritt frei

12:00-14:00 Uhr: Demonstration von historischen Clavieren

J. Broadwood 1792 (Sammlung Dr. E. Sell), Tomkinson 1808 (Sammlung C. Maene), Beethovens Broadwood 1817 (Kopie von C. Maene), Wiener Instrumente aus der Sammlung der HMTMH

17:00 Uhr: Abschlusskonzert mit allen Instrumenten

Mit Beethovens "Hammerklavier"-Sonate Nr. 29, op. 106

Konzertreihe des Instituts für Alte Musik

 

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Zuletzt bearbeitet: 31.05.2018

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