Inszenierung von Felsenstein
Es gibt aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts eine Modellaufführung des "Füchsleins" von Walter Felsenstein, in der sich die Sänger quasi exakt wie Tiere benehmen. Halten Sie das immer noch für einen sinnvollen Weg?
Man muss wissen, dass der Erfolg des „Schlauen Füchsleins“ anfangs nicht so besonders groß war. Die Übersetzung von Max Brod kam 1927 in Mainz zur Aufführung, danach wurde es sehr still. Man hat das „Füchslein“ nicht im Opernrepertoire wahrgenommen. Der großartige Erfolg dieser Oper in der Inszenierung von Felsenstein hat nun dazu geführt, dass sie mit den Jahren ins Repertoire aufgenommen wurde, meistens noch in der Fassung von Max Brod. Wir, die Studierenden und ich, haben die Oper in Berlin gesehen, aber auch in Stuttgart und in München wurde sie u.a. gespielt.
Felsenstein hat seine Inszenierung vom „Schlauen Füchslein“ verfilmt und es ist erstaunlich und frappierend, wie er es verstanden hat, seine Vorstellung von einem „poetischen“ oder „magischen Realismus“ auf der Opernbühne umzusetzen. Für ihn war es immer wichtig, dass das Singen auf der Bühne nicht nur kulinarisches Vergnügen bereitet, sondern vor allem eine dramatisch bedingte Notwendigkeit darstellt. Er meinte, die szenische Situation müsse sich so verdichten, gerade ins Erotische und Emotionale, dass Musik und Singen nicht nur möglich, sondern auch notwendig werden. Das kann man an diesem Film ganz wunderbar sehen. Er hat sehr realistische Kostüme machen und natürlich charakteristisch agieren lassen. Trotzdem, das Erstaunliche ist dann doch, dass sich immer wieder das Menschliche in der Tiergestalt durchsetzt, besonders in der Wahrnehmung und Darstellung des Emotionalen. Diese Spiegelung des Menschlichen im Kreatürlichen oder manchmal auch des Kreatürlichen im Menschlichen ist eine Sache, die man durchaus übernehmen kann. Wir haben nicht versucht, realistische Tiere zu zeigen, also scharrende Hühner und springende Frösche und so weiter, sondern die Spiegelung des Menschlichen im Kreatürlichen umzusetzen, sowohl im Kostüm als auch im Bühnenbild. Es sind also seltsame Figuren, die uns vielleicht in Träumen begegnen, die aber auch in ihrem Verhalten etwas entschieden Menschliches haben. Wenn der Dachs zum Beispiel aus seinem Haus vertrieben wird, dann benehmen sie sich wirklich wie rüde Hausbesetzer aus den 70er Jahren. Die „Hühner“ erinnern stark an hektische Sekretärinnen, die ihrem Chef, dem „Hahn“ mehr als ergeben sind usw. .
Dagegen ganz scharf abgesetzt ist die Menschenwelt, die Welt des Pfarrers, des Förster, des Lehrers, die sozusagen in dieser Traumwelt den Gegenstand ihres Begehrens suchen. Der „Wald“ ist eher ein Dickicht, ein Irrgarten, in dem sich diese Menschen auf der Suche nach erotischer Erfüllung verfangen.
Wer ist eigentlich jene Terynka, deren Augen der Förster in den Augen des Füchsleins wiederzuerkennen glaubt? Ist sie wirklich real oder ist sie nur eine Traumfantasie, ein erotischer Traum dreier Männern? Wir unterstreichen also eher das Traumhafte, Surreale, Fabelhafte einerseits und das menschlich Erotische andererseits und lassen uns nicht so sehr auf eine realistische Tiergestaltung ein.
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Zuletzt bearbeitet: 08.02.2008
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