ImproKultur
Improvisieren mit Kindern und Jugendlichen im Kontext von sozialer Heterogenität und Migration
Im Zentrum des Projekts ImproKultur unter der Leitung von Dr. Andrea Welte, Professorin für Musikpädagogik an der HMTMH, steht die Improvisation und das kreative Musizieren. Kinder und Jugendliche mit und ohne Zuwanderungsgeschichte bzw. Migrationshintergrund erhalten im Projekt die Möglichkeit, gemeinsam zu musizieren, Musik zu erfinden und Ergebnisse ihrer Arbeit in Konzerten aufzuführen.
Die HMTMH kooperiert hierzu derzeit mit vier Hannoveraner Schulen: der Integrierten Gesamtschule Linden, der Leonore-Goldschmidt-Schule, der Dietrich-Bonhoeffer-Realschule und der Grundschule Fichteschule. Gefördert wird das Projekt durch die Klosterkammer Hannover, die Sparkasse Hannover, den Förderkreis der HMTMH und die Niedersächsische Lotto-Sport-Stiftung.
Ein weiterer zentraler Aspekt des Projekts ist die Aus- und Weiterbildung. Lehrkräfte im Projekt sind Studierende musikpädagogischer Studiengänge und Alumnae*i der HMTMH. Diese konzipieren, realisieren und reflektieren den wöchentlichen Unterricht in Dreier-Teams. Bei ihrer Tätigkeit werden sie von Dozent*innen der HMTMH künstlerisch-pädagogisch begleitet: Unterrichtsbesuche, Nachbesprechungen, Reflexionstreffen, Workshops und vertiefende Seminare – u. a. auch mit Gastdozent*innen – ermöglichen, improvisatorische und improvisationspädagogische Kompetenzen zu vertiefen, Fähigkeiten im Team-Teaching zu verfeinern und den eigenen Umgang mit Musik, Diversität und (Inter- oder Trans-)Kulturalität zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Zum festen Projektteam gehören neben Andrea Welte die Musikpädagogin und Improvisationskünstlerin Prof. Dr. Corinna Eikmeier und die wissenschaftliche Mitarbeiterin Felicia Mischke.
Die Schüler*innen sollen durch das Projekt einen sicheren (Frei-)Raum erhalten, in dem sie zu einer produktiven Gruppe zusammenfinden und ihre musikalisch-ästhetischen, soziokulturellen und kommunikativen Fähigkeiten und Fertigkeiten spielerisch entdecken und ausbauen können. Sie musizieren gemeinsam, erfinden verschiedenartige Musik und verknüpfen sie mit Bewegung, Schauspiel, Bildern und Geschichten. Dabei tauschen sie sich auf vielen Ebenen aus, entwickeln sprachliche Fertigkeiten weiter und bringen ihre eigenen – nicht nur musikalischen – Erfahrungen in die Zusammenarbeit ein. Explizit sind auch die anleitenden Musiker*innen bzw. Musikpädagog*innen Teil der Gruppen. Neben ihrer musikalischen und pädagogischen Begeisterung bringen sie nicht zuletzt auch ihre eigene künstlerische Praxis ins Spiel. Die kontinuierlich und langfristig angelegte Praxis ermöglicht den Schüler*innen die Erfahrung von Selbstbestimmung auf mehreren Feldern. Sie können lernen, bei sich anzukommen, sich musikalisch differenziert auszudrücken, sich über Musik auszutauschen und eigenverantwortlich im offenen, wertschätzenden Umgang miteinander Musik und Gemeinschaft zu gestalten.
Schnittstelle zwischen der Praxis und der Aus- bzw. Weiterbildung ist die qualitative Forschung zum Projekt: Die Unterrichtsprozesse werden ethnografisch erforscht. Grundlegende Abläufe und Muster sowie aktuelle Herausforderungen des Unterrichts werden herausgearbeitet. Die Erkenntnisse fließen in die Weiterqualifizierung der Lehrenden ein und dienen als Grundlage, den Unterricht fortdauernd an die Bedürfnisse der Schüler*innen anzupassen. Ziel der Forschung ist zugleich, den musikpädagogischen Wissenschaftsdiskurs zu Heterogenität und Diversität voranzubringen. Im Fokus stehen Fragen dazu, wie das kreative Miteinander von Menschen mit verschiedenartigen musikkulturellen Praktiken erklärt werden kann und wie Interaktion und der Umgang mit soziokulturellen Differenzen zu gesellschaftlicher Transformation beitragen.
Das Projekt basiert auf den Erfahrungen des 2015 an der HMTMH gestarteten gleichnamigen Vorgängerprojekts, das auf die musikalisch-kreative Förderung von geflüchteten Jugendlichen bzw. von Schüler*innen mit Zuwanderungsgeschichte in Sprachlernklassen fokussiert war und 2019 mit großem Erfolg abgeschlossen wurde.
Fotos: Nico Herzog
Kontakt
Prof. Dr. Andrea Welte
Professorin für Musikpädagogik
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, Institut für musikpädagogische Forschung
Neues Haus 1, 30175 Hannover
1.003 | Seelhorststraße 3
Weiterführende Informationen
Vortrag von Prof. Dr. Andrea Welte bei "Herrenhausen Late" am 27.11.2020: "Let's improvise! Brücken bauen mit Musik" (externer Link)
Zuletzt bearbeitet: 16.02.2022
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