Tabea Fischle

Dozentin für Gesang

„Das Instrument des Sängers ist der Körper“, meint Tabea Fischle. Die Arbeit an der Stimme sei deshalb zuerst Arbeit am Körper. Sensibilität und Offenheit seien wichtige Voraussetzungen eines Sängers: Er müsse die körperlichen Prozesse erspüren, um sie entwickeln zu können. Daneben ist Stimme für Tabea Fischle eine Frage der Persönlichkeit. Und so unterschiedlich wie die Persönlichkeiten sollen auch die Stimmen sein. Das Ziel ihres Gesangsunterrichts ist es deshalb, das individuelle stimmliche Potential jedes Schülers zu entwickeln. Es geht der Gesangsdozentin nicht darum, den Schülern ihre eigenen Klangvorstellungen überzustülpen. Ihre Studenten sollen am Ende ihrer Ausbildung nicht alle gleich klingen.

„Musik ist eher Intuition als Kalkül“, meint Fischle. Talent hält sie zwar für eine Voraussetzung guten Gesangs, aber wie im Sport wird aus einer Begabung nur durch Arbeit eine gute Stimme. Zu diesem Talent gehört – wie bei Schauspielern – ein Ausdruckswille, die Freude daran, aus sich herauszutreten. Und dann die Begabung, ein Musikstück mit der angemessenen Empfindung zu präsentieren. Der Körper ist nicht nur der Sitz der Stimme, mimische und gestische Elemente unterstützen den musikalischen Ausdruck. Als Gesangslehrerin hilft Tabea Fischle ihren Studenten dabei, die Stücke zu finden, die jeder am besten ausdrücken kann. Nur dann erklingt wirklich Musik und das Publikum hält den Atem an.

Vielseitigkeit ist das Markenzeichen von Tabea Fischle. Dadurch wird der Schwäbin die Musik nie langweilig. Seit 1992 ist sie Gesangsdozentin an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Im gleichen Jahr übernahm sie die Sologesangsabteilung der Städtischen Musikschule Braunschweig und führt seit 1989 den Chor der Leibniz Universität Hannover. Im Schuljahr 2004-2005 hatte sie eine Aufgabe, in der Gesangsausbildung und Chorleitung auf höchstem Niveau verbunden sind: Sie arbeitete als Assistentin des Thomaskantors in Leipzig - probte somit fast täglich mit dem Thomanerchor. Von September 2005 bis Januar 2009 leitete sie den Kammerchor pro musica Bremen. Von den umfassenden, vielfältigen Fähigkeiten und Kenntnissen der engagierten Lehrerin profitieren auch ihre Studenten: Sie begleitet ihre Eleven oft selbst auf dem Klavier und kann mehrstimmige Ensembles souverän dirigieren. Manchmal macht sie ihren Gesangsschülern einfach vor, was sie meint, mit ihrem wunderbaren Mezzosopran.

Schon als Kind hat sich Tabea Fischle für die Musik begeistert. Sie erhielt Klavier-, Querflöten-, Orgel- und Gesangsstunden und sang in diversen Kinder-, Jugend- und Erwachsenenchören. Ihr Abitur legte sie am musischen Aufbaugymnasium Michelbach/ Bilz ab. Inspiriert durch die begeisternde Chorarbeit von Roland Klein nahm sie schon während der Schulzeit Unterricht in Chorleitung und studierte anschließend an der Hochschule für Musik und Theater Hannover Chor- und Ensembleleitung bei Prof. Wolfram Wehnert. Nach dem Abschluss dieses Studiums 1989 legte sie 1992 im Aufbaustudiengang Gesang bei Prof. Gabriele von Glasow das Diplom ab. Ihre stimmliche Ausbildung vervollständigte sie durch Unterricht bei Ulla Gronewold und Martina Borst und in Meisterkursen bei den Professoren Hanno Blaschke, Kurt Widmer, Ingrid Kremling, Anne Reynolds und Barbara Schlick.

Tabea Fischle übernahm Probenassistenzen bei Prof. Jörg Straube und ist als Stimmbildnerin und Dozentin bei Musikkursen tätig (Landesmusikrat Niedersachen, Ev. Landeskirche Niedersachsen, IAM, AMJ, Akademie Loccum). Viele Jahre betreute sie als Stimmbildnerin den Landesjugendchor Niedersachsen. Als freischaffende Sängerin engagiert sie sich bevorzugt im Lied- und Konzertbereich. Außerdem sing sie in solistisch besetzten Ensembles (Norddeutscher Figuralchor, Gli Scarlattisti). Von 1995 bis 1996 setzte Tabea Fischle ihre Gesangsstudien in Rom fort. Diesen Auslandsaufenthalt nutzte sie auch dazu, die italienische Sprache intensiv zu studieren. Die erworbenen Sprachkenntnisse kommen wiederum ihren Schülerinnen und Schülern zugute. Es ist ihr wichtig, dass fremdsprachige Texte von Sängerinnen und Sängern korrekt artikuliert werden. Sonst denkt der Zuhörer bei der Hochzeit des Figaro an den Himmel (cielo), während Cherubino im Wechselbad der Gefühle gerade zu Eis gefriert (gelo)
Stefan Helge Kern

 

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Zuletzt bearbeitet: 23.01.2017

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